Craft Beer ist in den letzten Jahren in aller Munde. Immer mehr kleine Brauereien entscheiden sich dafür, dieses besondere Bier herzustellen. In diesem Zusammenhang ist sogar die Rede von einer Craft Beer Bewegung oder gar von einer Revolution. Durch das steigende Angebot wächst die Vielfalt im Biersortiment und Biergenießern werden neben den unterschiedlichen Bierstilen immer neue Geschmackrichtungen und Aromen präsentiert. Doch um was für ein Bier handelt es sich dabei und was ist das Besondere am Craft Beer in Deutschland?
Bereits an der Bezeichnung des Bieres lässt sich erkennen, was ein Craft Beer auszeichnet. Denn das englische Wort „Craft“ lässt sich ins Deutsche mit den Worten Handwerk oder Kunst übersetzen. In Deutschland wird der Begriff Craft Bier oft dahingehend missverstanden, dass mit „Craft“ das deutsche Wort „Kraft“ assoziiert wird. Viele glauben daher, dass es sich um besonders starke, dunkle oder im Geschmack nur um kräftige Biere handelt. Das trifft aber gar nicht zu: Die Geschmacksvielfalt ist beim Craft Bier unendlich groß, und Craft Biere können auch leicht im Geschmack und hell in der Farbe sein.
Demnach ist ein Craft Beer stets ein handwerklich oder besonders kreativ hergestelltes Bier und kein Getränk, welches industriell in großen Mengen produziert wird. Handwerksbrauereien legen viel Wert darauf, möglichst viele Schritte in Handarbeit zu erledigen und nur ausgewählten Zutaten zu verwenden. Damit liegt der Fokus nicht auf einer möglichst günstigen Massenanfertigung, sondern die alten Traditionen der Handwerkskunst werden geschätzt.
Craft Beer wird im deutschsprachigen Raum oftmals auch als Craft Bier bezeichnet. Damit ist also zunächst einmal handwerklich gebrautes Bier gemeint. Doch allein das reicht noch nicht aus, damit aus einem konventionellen Bier ein Craftbeer wird. Dazu kommen in diesem besonderen Bier oftmals nur ausgewählte und hochwertige Zutaten zum Einsatz. Im Fokus der Craft Beer Bewegung steht zudem das Wiederbeleben alter, traditioneller Braukunst. Auf der anderen Seite wird jedoch auch versucht, Bier mit unkonventionellen Geschmacksrichtungen zu kreieren. Das bildet jedoch keinen Widerspruch. Denn Tradition und Weiterentwicklung müssen sich für die Craftbeer Revolution nicht ausschließen. Vielmehr geht es darum, die alten Traditionen gezielt zu pflegen und weiterzuentwickeln. Denn auch in früheren Zeiten der Geschichte des Bieres wurde viel ausprobiert. Neue Sorten wurden erst möglich, indem mit Zutaten und Herstellungsweisen experimentiert wurde. Neue Einflüsse wurden aufgegriffen und das Bier entwickelte sich stetig weiter.
Eine exakte Definition für Craft Beer gibt es nicht. Jedoch eine Geschichte, die ihre Anfänge in den USA hat. In den 1980er Jahren entstanden dort viele unterschiedliche Mikrobrauereien und Bierschmieden. Eine Gesetzesänderung sorgte dafür, dass das heimische Brauen nicht mehr verboten war. Doch die Craft Beer Bewegung in den USA und anderen Ländern unterscheidet sich von der Bewegung in Deutschland. Sie unterliegt nicht den gleichen Regeln und hat sich anders entwickelt. Denn während kleine Mikrobrauereien in vielen Ländern mit ihren Bierspezialitäten den großen, vorherrschenden Großbrauereien etwas entgegensetzen, ist es um den Biermarkt in Deutschland anders bestellt. Hierzulande gibt es bereits viele kleine und auch mittelständische Brauereien und nicht nur einige wenige, welche dominant den Markt beherrschen. Dennoch ist Craft Beer auch in Deutschland ein Trend, der insbesondere für handwerkliches und kreatives Bier steht. Jedoch ist Craft Bier kein feststehender Begriff und unterliegt keinem Schutz.
Die vielen großen Brauereien bieten Bier in vielen Geschmacksrichtungen an. Beliebte Bierstile sind beispielsweise Pils, Weißbier, Helles und andere. Der Fokus der großen Hersteller liegt häufig darauf, bewährte Biere zu brauen, welche von einer Vielzahl an Menschen angenommen werden. Der Geschmack bleibt wie gewünscht konstant, wodurch Bierliebhaber auch nach Jahren noch mit dem gewohnten Geschmack und Aroma rechnen können. Durch diese Herstellungsweise bleibt wenig Platz für Kreativität und intensive, auffallende Geschmacksrichtungen.
Anders sieht das bei Craft Beer aus. Bei diesem sind je nach Sorte intensive Geschmacksrichtungen mit saurer, herber oder bitterer Note durchaus möglich und werden von Bierliebhabern nachgefragt.
Zunächst einmal entspricht Craft Beer in vielen Belangen konventionellem Bier und enthält bewährte Zutaten. Zu diesen zählen je nach Biersorte auch die vier Bausteine der Biere, mit welchen dem deutschen Reinheitsgebot entsprechend gebraut wird:
Das deutsche Reinheitsgebot und die Herstellung von Craft Beer müssen sich demnach nicht ausschließen. Es gibt auch Craft Beer, bei welchem das deutsche Reinheitsgebot durchaus umsetzbar ist. Das ist bei vielen Bieren wie Berliner Weiße, Pale Ale oder IPA der Fall. Doch anders als viele Bierklassiker kommen bei einigen Craft Biersorten oftmals auch weitere Zutaten wie Kaffee oder Holunderblüten zum Einsatz. Damit erzielen die Brauereien, dass Biersorten mit neuen, intensiven Geschmacksrichtungen und Aromen entstehen. Ein separates Reinheitsgebot für Craftbeer gibt es jedoch nicht. Dennoch ist festzuhalten, dass es sich dabei nicht um einen willkürlichen Mix an Zutaten handelt, sondern um Braukunst, die Kreativität, aber auch ein hohes Maß an Können erfordert. Das gilt insbesondere für kleine Handwerksbrauereien, die auf die Herstellung in Handarbeit setzen und nicht auf automatisierte Prozesse. Wenn du einmal selbst erleben möchtest, wie handwerkliches Bier gebraut wird, kannst du bei Schoppe Bräu an einem Bierbraukurs teilnehmen.
Die vielen unterschiedlichen Zutaten und Herstellungsweisen wirken sich teils deutlich auf den Geschmack von Craft Beer aus. Viele Sorten werden dich überraschen. Je nach Bierstil gibt es Craft Beer mit besonders malzigem Geschmack, mit säuerlicher oder bitterer Note. Craftbeer gibt es in stark ausgeprägten Geschmacksrichtungen oder mit feinen Nuancen ungeahnter Inhaltsstoffe.
Jedoch sind auch Sorten erhältlich, bei denen aufgrund des intensiven Geschmacks geschulte Geschmacksnerven von Vorteil sind. Insbesondere starke und ausgefallene Varianten sind weniger für Anfänger geeignet. Auf der anderen Seite stehen auch viele milde Varianten zur Auswahl, die vielschichtig im Geschmack sind und sich bereits für erste Probierversuche eignen. Ob ein Craft Bier besser schmeckt oder nicht, kann letztendlich nur jeder selbst entscheiden. Viele Genießer sind jedoch von dem intensiveren und vielfältigeren Geschmack überzeugt.
Eine Craft Brewery hat sich auf die Herstellung von Craft Bier spezialisiert. Damit ist sie nicht, wie viele Großbrauereien, darauf ausgelegt, Bier für möglichst viele Menschen in großen Mengen zu produzieren. Dennoch gibt es Craft Beer auch in Deutschland mittlerweile nahezu überall. Am Späti steht es genauso zur Auswahl, wie im Supermarkt oder im Getränkeladen.
Craft Beer ist in der heutigen Zeit ein Trend und gilt nicht nur unter jüngeren Genießern als angesagt. Denn es steht für einzigartige Geschmacksrichtungen sowie ausgewählte und hochwertige Zutaten. Damit sprechen die Craft Brewerys auch jene Biertrinker an, die Wert auf eine ausgewählte Ernährungs- und Lebensweise legen. Zudem ist auch für die Handwerksbrauereien Bio ein großes Thema. Zwar ist Craftbeer zunächst nicht mit Bio Bier gleichzusetzen. Jedoch bieten viele Handwerksbrauereien in ihrem Sortiment auch Bio-Alternativen an oder setzen bei so vielen Zutaten wie möglich auf Bio-Qualität.
Aufgrund der hochwertigen und ausgewählten Zutaten sind auch die Kosten für die Rohstoffe höher. Zugleich stellen insbesondere kleine Handwerksbrauereien nur geringe Mengen ihres Bieres her. Das spiegelt sich auch in den Preisen wider. Dennoch lohnt sich der Griff zu einem Craft Beer. Wenn du dich gerne bewusst für Lebensmittel entscheidest und auch beim Bier Wert auf Qualität und Individualität legst, liegst du mit einem Craft Bier genau richtig. Aufgrund der Vielfalt an Sorten und Geschmacksrichtungen gibt es Craft Beer für jeden Geschmack und jede Gelegenheit.